La Galera de Torcido

 

Die Herstellung einer Zigarre nimmt viele Jahre in Anspruch. Die Tabakblätter reifen zunächst bis zu mehreren Jahren, bis sie weiter bearbeitet werden. Haben die Blätter den gewünschten Reifegrad erreicht, erfolgt die weitere Bearbeitung durch die Torcedores, die professionellen Zigarrenroller. Die Torcedores werden je nach Können, Erfahrung und den Formate, die sie beherrschen, in vier verschiedene Kategorien eingeteilt. Die höchste Kategorie bildet hierbei die Vier, nur Torcedores die diesen Grad erreicht haben, dürfen anspruchsvolle Zigarren wie die Cohiba rollen. Torcedores arbeiten im Akkord, bei Fertigung totalmente a mano (komplett per Hand) stellen sie etwa 60 Zigarren am Tag her, bei maschineller Fertigung liegt der Wert zwischen 200-450 Zigarren pro Tag. Gerollt werden die Zigarren in der Galera de Torcido, dem Herzstück jeder Zigarrenmanufaktur.

Der Arbeitsprozess in der Galera de Torcido

In der Galera de Torcido sitzen die Torcedores auf Bänken, die denen in Schulen ähneln. Heutzutage sind fast alle Torcedores Frauen. So entstand auch der Mythos, dass hochwertige Habanos auf den Schenkeln junger Frauen gerollt werden. Da das Rollen einer hochwertigen Zigarre sehr viele Jahre an Erfahrung braucht, entspricht dieser Mythos keinesfalls der Wahrheit.

Die Werkzeuges eines Tocedores


Für die Fertigung der Zigarren von Hand haben die Torcedores eine Palette an besonderem Werkzeug. Zu den Werkzeugen gehören:
- ein Brett (tabla),
- ein Messer (chaveta),
- eine Guillotine,
- ein Topf mit natürlichem Klebstoff,
- eine Messlehre (cepo),
- eine Hülse (casquillo)


 

Die Torcedores beginnen ihren Arbeitsprozess mit dem Drehen der Tabakeinlage aus den geernteten und vor dem Prozess befeuchteten Tabakballen. Die Befeuchtung der Ballen sorgt dafür, dass die Blätter während der Verarbeitung nicht einreißen. Auf dem Brett wird die Tabakmischung für die gewünschte Zigarre auf zwei oder drei Umblättern, je nach Zigarrensorte, kombiniert und künstlerisch gefaltet. Dazu werden die Blätter zunächst gruppiert, gebogen und einzeln ausgerichtet. Das Blatt mit dem kräftigsten Geschmack und der langsamsten Brennbarkeit wird in die Mitte gelegt. Die Blätter der Einlage werden nun vom Umblatt umrollt. So entsteht schließlich die „Puppe“ und mit ihr Kanäle, die vorgesehen sind, um den Rauch bestmöglich durch die Zigarre zu leiten. Anschließend wird die Puppe etwa eine halbe Stunde lang in Form gepresst. Nach dieser halben Stunde wird sie auf das sichelförmig zurechtgeschnittene Deckblatt gelegt und in dieses eingerollt. Das Deckblatt wird mit großem Geschick gedehnt, um ein einwandfreies Aussehen zu erhalten. Mit Hilfe des Klebstoffes wird an einem Ende der Zigarre ein runder Kopf geformt und eine Kappe, die mit dem casquillo zuvor aus dem Deckblatt ausgestanzt wurde, aufgesetzt. Schließlich wird im letzten Schritt die Zigarre mittels der Guillotine auf das gewünschte Maß zurechtgeschnitten. Bei einem geübten Torcedor der höheren Kategorien dauert dieser gesamte Vorgang des Rollens nur wenige Minuten.


 

Seit den 50er Jahren werden auch einige Habanos maschinell angefertigt. Bei diesen maschinengefertigten Zigarren kann es sich sowohl um Longfiller als auch um Shortfiller handeln, jedoch gehören sie in der Regel zu den kleineren Formaten. Diese Fertigungsart ist weniger aufwendig und somit sind die so gefertigten Zigarren um einiges günstiger als ihre von Hand gefertigten Gegenstücke.

Nach der eigentlichen Fertigung werden die Zigarren einer gründlichen Qualitätskontrolle unterzogen und in Bündel zusammengebunden. Mit einer extra für die Kontrolle entwickelten Maschine erfolgt stichprobenartig eine Zugprobe des Rauchverhaltens der Zigarren. Die Zigarren werden nach den Farbtönen ihrer Deckblätter sortiert. Sie werden vom dunkelsten zum hellsten Farbton von links nach rechts angeordnet. Für mehrere Monate werden sie in Großhumidoren gelagert, bis sie ihre volle Reife erreicht haben. Anschließend werden sie noch mit einer entsprechenden Bauchbinde beringt, in etikettierten Kisten verpackt und sind endlich bereit für den Verkauf.

 

Vorleser ist der Zigarren-Manufaktur

 

Die Lectores – Unterhaltungsprogramm für die Torcedores

Der Arbeitsprozess eines Torcedors kann auf Dauer eintönig sein und so wurde im Jahre 1865 vorgeschlagen, dass die Torcedores ihrer Arbeit nachkommen können, während ihnen vorgelesen wird. So wurde der sogenannte Lector, der Vorleser, eingeführt. Der Lector wird anhand seiner Stimme und Lesefähigkeit ausgewählt. Seine Arbeit wird von jedem anwesenden Torcedor mit ein wenig Geld kompensiert. Über die vorgelesene Lektüre wird abgestimmt. Morgens wird meist aus der aktuellen Tageszeitung vorgelesen. Im weiteren Tagesverlauf wird ein gegenwärtiger Roman und oft auch klassische Lektüre vorgelesen. In den Anfängen der Lectoren-Tätigkeit waren die Klassiker „Romeo und Julia“ oder „Der Graf von Montecristo“ sehr beliebt unter den Torcedores, was maßgeblich zur Übertragung der Namen auf die früher wie heute beliebten kubanischen Zigarrenmarken beitrug.