Das Umblatt – gibt der Zigarre Form und Halt

 

Das Umblatt einer Zigarre bekommt der Raucher eigentlich nie zu Gesicht. Dennoch spielt es bei der Herstellung der Zigarre eine enorm wichtige Rolle. Denn das Umblatt gibt der Zigarre das erste Mal ihre spätere Form, zusammen mit der Einlage entsteht die sogenannte Puppe. Dazu werden die ganzen Tabakblätter bei Longfillerzigarren oder die Teile des Tabakblattes bei Shortfillerzigarren in das Umblatt gewickelt und die Zigarre ist in ihrer Grundform nun schon erkennbar. Damit der Torcedor eine stabile Puppe erstellen kann, muss das Umblatt verhältnismäßig elastisch sein. Entgegen vieler Meinungen werden für das Umblatt keine aussortierten Deckblätter verwendet, sondern Blätter von jenen Pflanzen, aus denen auch die Einlage gewonnen wird.

Der wichtige Vermittler

Die Pflanzen für das Umblatt wachsen, anders als einige Deckblattpflanzen, unter voller Sonneneinstrahlung. Dadurch erhält man zwar keine besonders ansehnlichen Tabakblätter, dafür sind sie umso aromatischer. Denn das Umblatt hat noch weitere Aufgaben als nur formgebende. Es hat sowohl einen Einfluss auf den Geschmack, was beim Mischen der Einlage berücksichtigt werden sollte, und ist darüber hinaus für einen möglichst gleichmäßigen und sauberen Abbrand zuständig. Es darf sich beim Umblatt also nicht um irgendein Blatt handeln, sondern es sollte schon ein ganz bestimmtes Blatt der Tabakpflanze sein.

Dazu muss man verstehen, wie die Tabakpflanze aufgebaut ist und deren einzelne Blätter bezeichnet werden. Die obersten Blätter, die der Sonne am längsten und stärksten ausgesetzt sind, heißen Ligero und sind besonders stark und aromatisch. Die untersten Blätter heißen Volado und sind sehr mild, da sie so gut wie keine Sonne abbekommen. Die mittleren Blätter heißen Seco, liegen aromatisch zwischen Ligero und Volado und werden am häufigsten zu Umblättern verarbeitet. Das liegt daran, dass diese Blätter hervorragende Brenneigenschaften besitzen und im Vergleich zu den anderen Teilen der Pflanze besonders flexibel sind. Gute Umblätter lassen sich sehr weit dehnen, bevor sie Schaden nehmen. Der Torcedor kann beim Rollen also auch etwas mehr Druck ausüben und die Zigarre so ohne Beschädigungen in ihre zukünftige Form bringen.

Umblatt, Capote oder Binder

In anderen Artikeln oder der Fachliteratur werden Sie für das Umblatt auch manchmal die Bezeichnung Capote oder Binder finden. Gemeint ist dabei aber immer das Gleiche – das Umblatt. In den vergangenen Jahren ist die geschmackliche Rolle des Umblatts immer wichtiger geworden, gerade bei Herstellern, die gerne mit neuen Blends experimentieren wie Rocky Patel. Denn wie bereits erwähnt ist auch das Umblatt maßgeblich am Geschmack einer Zigarre beteiligt, muss also auch nach diesem Kriterium ausgewählt werden. Genau deshalb findet man inzwischen auch Zigarren mit doppeltem oder gar dreifachem Umblatt.

Der Gedanke hinter mehreren Umblättern ist natürlich ein vollkommen neues Aroma zu erzeugen, dass es bisher noch nicht gegeben hat. Dazu verwenden die Hersteller dann beispielsweise ein aromatisches Volado-Blatt, ein weiteres Volado, dessen Aroma, zum Beispiel auf Grund einer längeren Lagerung, ganz anders ist als jenes des ersten, und als drittes ein eher weniger aromatisches Seco. Das Seco hat in dieser Kombination einzig und allein die Aufgabe, für mehr Stabilität und ein sauberes Abbrennverhalten zu sorgen. Derartige Kombinationen sind aber die Ausnahme. Dennoch ist das Umblatt bei jeder Zigarre von großer Bedeutung.